Sprechtheater
Andorra
Theaterstück nach der Parabel von Max Frisch
DATUM:
Mi. 28.01.26UHRZEIT:
19:30DAUER:
vorauss. 1 Stunde 40 Min., ohne PauseEINTRITT:
PG2, 17-38 EURORT:
Stadttheater Bühne 1Burghofbühne Dinslaken
Regie: David Schnaegelberger
Bühne: Jörg Zysik
Mit Markus Penne, Anna Marzinzik, Arno Kempf
Eigentlich hat keiner der Bewohner von Andorra etwas gegen Andri, den Pflegesohn des Lehrers. Er sei nur einfach anders, weil er ja „Jud“ ist. Deswegen habe er ein gutes Händchen fürs Geld und Feigheit liege ihm im Blut. Er sei auch, sagen andere, geil und ohne Gefühl. Und Andri beginnt, das zu glauben. Er versteht, dass für ihn andere Regeln gelten und alles immer ein bisschen schwieriger ist. Schließlich ist er ja „Jud“. Aber Gefühle hat er doch. Er liebt nämlich Barblin, die Tochter des Lehrers, und möchte sie heiraten. Doch der Lehrer verbietet es ihm – aus gutem Grund: Der Lehrer ist Andris leiblicher Vater, die beiden Liebenden Halbgeschwister und Andri keineswegs Jude. Doch niemand scheint es hören zu wollen.
Dann machen sich Angst und Unsicherheit in Andorra breit. Über Nacht erfolgt ein Angriff der „Schwarzen“, die verkünden: Alle, die keine Juden sind, haben nichts zu befürchten. Andri, der ja keiner ist, will jetzt aber einer sein. Sein ganzes Leben lang hat er sich Zuschreibungen und Zurückweisungen anhören müssen und plötzlich ist er so, wie sie es immer gesagt haben. Eine Judenschau soll für Klarheit sorgen. Und natürlich finden sie ihren Juden…
Max Frischs Parabel über Alltagsrassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus zeigt eindrücklich, wie eine Gesellschaft sich in Angst verliert und die Ausgrenzung des vermeintlich Fremden immer mehr zunimmt. Ein zeitloses Stück, das uns vor Augen führt, wie menschenverachtende Mechanismen funktionieren, in denen aber alle Beteiligten der festen Überzeugung sind: „Ich bin nicht schuld, dass es so gekommen ist.“ Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, sich diesem Klassiker wieder zuzuwenden.